Fotografien für das Spielzeitheft 2018/2019
Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Stimmung kippen kann.
Seit dem letzten Jahr werden wir mit Berichten einer aus den Fugen
geratenen Welt geflutet – inklusive
unberechenbarer Staatsführer, manipulativer Datenkraken und drohender Kriegsszenarien. Geschieht das alles wirklich? Oder
sind das die Folgen eines nervösen
Nachrichtenalarmismus, der jede
Information exponentiell vergrößert
und beschleunigt? Sind wir
am Ende aus dem westlich-saturierten
Schlaf der Ahnungslosen
aufgewacht und realisieren erstmals
die Auswirkungen unseres
globalen Handelns? Und vor
allem: Was davon ist wahr? Die
politischen Statements werden
immer einfacher und nähern sich
in 140-Zeichen-Portionen auf erschreckende
Weise der Freund-
Feind-These von Carl Schmitt:
„Die eigentliche politische Unterscheidung
ist die von Freund
und Feind. Der politische Feind
braucht nicht böse, er braucht
nicht hässlich zu sein; er muss
nicht als Konkurrent auftreten,
und es kann vielleicht sogar vorteilhaft
und rentabel scheinen,
mit ihm Geschäfte zu machen.
Er bleibt aber ein Anderer, ein
Fremder.“ Bekommt die Demokratie
zwangsläufig immer weniger
Likes? In den Echokammern,
Realitätstunneln und Filterblasen
des Internets haben Verschwörungstheorien
Hochkonjunktur.
Und Heilsversprechen finden
sich gleich nebenan, manchmal
schon in den verborgenen
Nischen einer Moerser Tiefgarage.
Wenn Wahrheit und Realität immer
mehr zur Disposition stehen,
dann sollte man entschieden auf
die Macht der Fiktion setzen. Jetzt ins Moerser Schlosstheater!
Design/Gestaltung: Anika Freytag