PHOTO PRESSE über uns

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Zusammenbau

 

Originaltext des Artikels aus der PHOTO PRESSE   PP 02
Text: Anne Kotzan

Treffpunkt: ein kleines Café. In entspannter Atmosphäre spreche ich mit
dem Essener Fotografen Christian Nielinger über bildnerische Vorstellungen,
beruflichen Werdegang und die Positionierung seines Studios auf
dem schwer umkämpften Markt. Vor uns liegt sein jüngstes Werk, rund
270 Seiten stark, in himmelblauem Hardcover, »24 Stunden Bochum«.
Statt Klischees zu bedienen, ist er in Kooperation mit dem Kollegen
Martin Steffen durch sein Objektiv ins Herz der gesichtslosen Metropole
vorgedrungen und hat ein lebendiges Stadtbild geschaffen. Gleichzeitig
spiegelt das Buch auch seine Liebe zum Ruhrgebiet wider.
In Dortmund 1967 geboren, studierte er nach seiner Lehre als
Fotolaborant Kommunikationsdesign an der Universität Essen (vormals
Folkwang Hochschule) bei Prof. Inge Osswald. Nach verschiedenen
Auslandsaufenthalten vornehmlich in Nord- und Südamerika befestigte
er dann im Jahr 2000 mit einem eigenen Studio und Labor in Essen seine
bereits 1989 begründete Selbständigkeit. »Man braucht Enthusiasmus«,
sagt Nielinger und lächelt. Das war ihm von Anfang an klar, »man darf
nicht alles rein wirtschaftlich begreifen, wenn die Leidenschaft fehlt,
dann kann man in dem Beruf nichts werden«. Der Erfolg gibt ihm Recht,
seine Kundenliste erstreckt sich heute von AHG, Allgemeine Hospital-
gesellschaft AG, Düsseldorf über RWE bis TÜV Nord College GmbH
Essen.
Mit diesem leidenschaftlichen Tenor ist auch das Buch entstanden,
»eine totale Essenz aus allem, was wir gemacht haben«. Voraus-
gegangen war ein Auftrag des Kemnader Kreis, einem gemeinnützigen
Verein, zusammengesetzt aus mehr als 60 Unternehmern der Region.
Bereits Nielingers Diplomarbeit war ein Stadtportrait, Panoramen von
New York und vor allem in seiner freien Arbeit hat ihn das Sujet nie
losgelassen. Seit 16 Jahren produziert er für seine Kunden und Freunde
alljährlich einen Kalender, im Fokus steht jeweils die Beschäftigung mit
einem Ort, was Nielinger mit dem Terminus »Umfeldfotografie« umschreibt.
Erstes Thema war – wie könnte es anders sein – das Ruhrgebiet,
2015 Madeira und dieses Jahr Amsterdam. Das Reizvolle der Projekte
ist für ihn, dass »wir uns alle Freiheiten zum Experiment nehmen, die im
alltäglichen Geschäft manchmal zu kurz kommen«. So entstand »Venedig«
per Smartphone und Brügge mit einer Lochkammera.
Geschäftlich spezialisiert hat sich Nielinger auf Industrie,
Architektur und Gesundheitswesen, seine Stärke sind Image-Broschüren,
Corporate Identity und Editorial. Nach seiner Erfahrung ist es für
Kunden problematisch, »wenn man sich als Alleskönner präsentiert«.
Der Arbeitsalltag hat ihn außerdem gelehrt, ein Auftrag geht über das
Fotografieren hinaus. »Nicht nur das Foto denken, sondern als realisiertes
Gesamtprodukt.« Wichtig ist es für Nielinger, ein Gesamtkonzept zu
entwickeln, sich in den Arbeitgeber und seine Wünsche einzufühlen,
dabei durchaus künstlerische Freiräume zu nutzen, und auf Atmosphäre
und Emotionen zu setzen.
Ein anschauliches Beispiel liefert seine Zusammenarbeit mit
der Sparkasse Essen. In Absprache mit dem Architekten gestaltet er mit
fest installierten Fotografien die Innenräume des Geldinstituts. Die bis
zu 12 Meter breiten und 3 Meter hohen Aufnahmen zeigen zumeist
ungewöhnliche Ansichten aus dem jeweiligen Stadtteil, »eine maßgefertigte
Ausstellung auf Dibont als permanente Präsentation«. Das Konzept
der Kundennähe ist aufgegangen, den Menschen gefällt, ihrer Lebenswelt
als Kunst zu begegnen.
Eine spannende Herausforderung ist es für Christian Nielinger,
das Nichtsichtbare zu fotografieren, so 2013 den »Speed of Light«,
organisiert von der schottischen Kunstorganisation NVA. In speziellen
LED-Anzügen umrundeten 120 Läufer die gigantische Kulisse des schwer-
industriellen Erbes der Region. Die von dynamischen Lichtzeichnungen
gestalteten Bilder wurden zuletzt im August 2015 bei Nachtveranstaltung
»FlashSoundUp« in Gelsenkirchen gezeigt.
Auch Musik ist nicht sichtbar und sie für das Konzerthaus
Berlin im Bild festzuhalten, war eine Herausforderung, erinnert sich
Nielinger gerne. Die Aufgabe gab ihm die Möglichkeit, mit neuen Bild-
sprachen zu experimentieren und einen eigenen Ausdruck zu entwickeln.
Seine Klang/Bilder waren dann auch in einer Ausstellung zu sehen.
Heute arbeitet er auch für die Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Aufnahmen, die er für die Imagebroschüre machte, hingen 2014 in der
Freelens Ausstellung »Rheine Träume«. Für ihn eine ideale Vermengung
von Auftragsarbeit und künstlerischer Fotografie.
Zur Leidenschaft gehört für Nielinger auch die Perfektion.
Angefangen beim persönlichen Auftreten, klaren Absprachen, Zuverlässigkeit
und Equipment, der Ausführung bis hin zum fertigen Produkt.
Dazu zählt auch eine gute Website, um seine Arbeit immer optimal und
aktuell präsentieren zu können. »Perfektionismus, der sich letztendlich
auszahlt am Ergebnis und der Kundenzufriedenheit.« Da er das Arbeitsaufkommen
nicht mehr alleine bewältigen konnte, arbeitet er seit drei
Jahren im Team mit Marius Buschmann. Ihr gemeinsames Ziel ist es,
eine lebendige, ausdrucksstarke Fotografie zu schaffen.
Mehr zu entdecken gibt es auf www.nielinger.de